Kapitel 26 : auf Reisen

Reisen bildet

Man hänge die Robe
an die Garderobe,
setze einen Fuß vor den andern
das nennt sich wandern.

Man sagt :
Allen Müllern dieser Welt
sei Wandern eine große Lust,
Ob’s allen wohl gefällt
das sei dahingestellt.
Vielleicht ist’s eher ein ganz großer Frust,
wer weiß das schon ?

Fahren hingegen mit Bahn, Flugzeug oder Schiff
gibt dem Reisen erst den letzten Schliff
denn, ohne groß Tara
ist man an Ort und Stelle ,
in Asia, Amerika, Australia, Afrika
(Achtung: am Anfang und Ende mit dem a,)
wo er sich bilden kann und auch erholen

Wer fehlt denn da ?
Die Dame namens Europa :

Sie war, wie wir wissen, von Zeus bedrängt,
-soviel kann man heute sagen-
und auf dem Stier durch die Welt getragen.
was sie heut noch kränkt
denn sie konnte durchaus alleine gehen
Ich glaub, der Zeus der hat es nicht gesehen

Danach hat Zeus vom Himmel droben
die Dame Europa , zu einem Erdteil erhoben
um sie ewig zu sehen und von Ferne zu lieben.
So geht’s uns auch, kommen wir zurück
von unseren Reisen, schwärmen wir von Glück
und all den guten Dingen die wir taten
auch wenn wir wissen
manches muss noch lange warten.

So bildet Reisen allemal ,
und ist mir eine erste Wahl,
statt liegend in den Kissen.

Oktober 2020

 

Buen Camino

ruft man sich zu, wenn man das Wagnis eingeht, wie die Pilger des Mittelalters auf den Spuren des Jakobsweges zu wandeln, um letztendlich in Santiago de Compostela,
also weit weg,
für sich und andere zu beten und,
um sich aller bisheriger Sünden zu entledigen.

Man staune ob des großen Weihrauchgefässes, dass,
von kräftigen Männern in den Himmel
gezogen, in der hohen Kuppel der Kathedrale wie ein Pendel hin und her schwingt,
um den Gläubigen schon auf Erden
den Geruch des Himmels zuteil werden zu lassen.

Der Heilige Jakobus muß umarmt und berührt werden, so ist die Sitte seit jeher und man geht in Eintracht mit sich und den anderen, die den gleichen Weg gegangen sind, die Buen Camino auf dem Weg gerufen und am Ziel laut das Wort SANTIGAO ULTREYA ausgesprochen.

So ist der Brauch.

Juni 2022

Im Dom zum Heiligen Sava

 

Gleißende Sonne von Osten,
auf gleißendem Gestein.
Da steht er nun, 
weiß wie Alabaster,
der Dom für Jeden sichtbar. 

 Im Dom zum Heiligen Sava, 
der Gläubige bekreuzigt sich und betet, 
begleitet von allen Heiligen, 
die, herabschauend von Decken und Wänden.
in vielen Bildern zugleich,
die Geschichte des Glaubens zeigen, 
sowie bezeugen der Märtyrer Leid.

Um sogleich Hoffnung und Gewissheit
für alle zu geben, 
die fest an der Seite der Gläubigen stehend, 
die Offenbarung des Glaubens ersehnend.

Belgrad im Dezember 2023

 

Nordland

Die Fahrt in den Norden,
im Schatten des Windes.
als hätten wir alle Zeit der Welt,
so geht die Zeit dahin.

Einsame Nacht,
unter dem Schnee, ein wenig Leben,
dort raunen gute Geister:
„Vergiss mein nicht“

Wir hören es wohl
und murmeln zurück:
„Gott schütze dieses Haus“
vor dem wir stehen.

März 2023

Grußbotschaft

Die Seerose im Speisesaal,
als Morgengruß
hat stets gleiche Form und Farbe,
sieht aus wie überall:
weiße und rote Blüten
auf leuchtend grünem Blatt.

Gemalt und eingerahmt,
vom Künstler selbst gestaltet,
genau wie auf dem Teich
inmitten der Natur,
wächst sie nur nicht mehr.

Doch morgen in der Frühe
blühe sie uns wieder.

März 2023

Die Moritat von Berg und Paradies

Der Hansen
fährt zur See,
unter Leuten
sitzt der Zeh.

Der Adam bei der Eva liegt
bis aus dem Paradies er fliegt.
Ach nein,
sie beide mussten gehen!

Der Noah in seiner Herzensgüte,
wie wir es nunmehr sehen,
der nahm sie mit
auf seinem Schiff.

Dort lebten sie jetzt, 
statt im Paradies,
in seiner prächtigen Kajüte,
da er ja nur die Arche steuert,
mit aller Kreatur.

Das Wasser steigt und Gott beteuert,
alles nicht schlimm, mein Sohn,
schau nur:
es naht der Berg jetzt schon.
im felsigen Gelände,
auf dem du landen wirst,
aller Regen hat einmal ein Ende.

Der Hansen fährt nunmehr zur See,
und unter Leuten sitzt der Zeh.
Der eine sucht die Arche,
der andere der Leuten Sprache.

März 2023

So geht Reisen auch

Auf D3 sitzt jetzt der Passageer
Boarding geht nicht mehr,
da auf dem falschen Gate er sitzt,
sein Kopf er in die Hände stützt
und denkt, ist einerlei,
ich bleib jetzt auf dem Platz D3.

Ich sitze hier am falschen Ort.
Der Flieger, der ist ohnehin schon fort. 
Seh` ich umher,
so sehe ich im Terminal das Lichtermeer.
Und auf dem Runway blinkt das Fegefeuer.
Ohjemine!
Das wird jetzt teuer!

Und, wer Tags darauf, sonntagsfrüh statt in Frankfurt,
in Hannover Langenhagen landet, der soll wissen, 
dort ist das Fegefeuer tatsächlich zuhause. 

Februar 2023


Sommerfeeling

Die Sonne lacht vom Himmel runter,
nackter Mann spaziert da drunter.
Nackter Mann ? 
doch nicht ganz,
hat kurze Hosen an,
doch Kopf und Glieder nicht bedeckt, 
die Füße nackt und leicht verdreckt.
Rucksack auf dem Rücken,
für die vielen Sachen, die ihn drücken.

Doch, erstaune nur:
Auf dem Handgelenk die Uhr,
vergessen ? 
Nein, nein um Zwölve wird gegessen!
Denn, die Zeit, wenn man so will,
die Zeit, sie steht ja niemals still.

Mai 2023

Aus dem unveröffentlichten Band: „Lyrik vom Lande“
© Copyright beim Autor Horst H. Kibbel, Schöneck/Hess.

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