Gedanken zum Kapitel 09
Amanda, was hast Du uns mitgebracht?
Sicher ist es wahr, dass viele Millionen Menschen in aller Welt sich die –zungenbrecherische- Inauguration, also Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten der USA im Frühjahr 2021 angeschaut haben.
Mittelpunkt der Feier war eine Dichterin, die junge Amanda Gorman, knapp über 20 Jahre alt und bereits mit etlichen Preisen für ihre Lyrik bedacht. Ihr Haar war mit einem breiten roten Band verziert, konträr zu ihrer gelben Jacke. Ein bisschen schien sie wie Rotkäppchen, die dem Wolf, alias Großmutter, das Körbchen mit Essen ins Haus brachte.
Aber nein.
Sie trug ihr Gedicht „The hill we climb“ stakkaktohaft vor.
Auch wer gelegentlich in englischer Sprache geübt, wird nicht alles sofort verstanden haben. Hinzu kam: Der Berg schien sehr hoch zu sein, die Verse wollten nicht enden.
Gern hätte ich die Übersetzung in meiner Sprache gehört oder gelesen. Dazu hat aber die Zeit nicht gereicht.
Kurz gesagt, es ging um Demokratie, Menschenrechte , Gleichberechtigung und den beschwerlichen Weg dorthin, auf das Kapitol, wo alle Versprechungen wahr werden sollen.
Erstaunt hat mich dann die Äußerung vieler radikaler Kämpfer für die Gleichberechtigung in Amerika, dass eine Übersetzung nicht von weißen alten Männern und Frauen außerhalb der schwarzen Community vorgenommen werden könne, sondern nur von schwarzen Frauen oder schwarzen Männern, die die Lyrik von Amanda am besten verstünden.
Übrigens: Amanda hat schwarze Hautfarbe.
Ich bin aber sicher, diese Formulierung stammt nicht von Amanda Gorman.
Diese Forderung habe ich zum Anlaß genommen, ebenfalls das Thema „Berg“ in den Mittelpunkt der folgenden Lyrik zu rücken.
Wenn der Begriff nicht schon besetzt wäre, würde ich es Bergpredigt nennen.
Wer auch immer den folgenden Text in die englische Sprache übersetzen möchte: Nur Zu!
Gedanken vom Autor Horst H. Kibbel